12. Feuerwehrsymposium
Den Anfang machte Peter Bachmeier, Leitender Branddirektor bei der Berufsfeuerwehr München und dort als Leiter des sogenannten „Vorbeugenden Brandschutzes“ beim Thema „Holzbau – was bedeutet das für die Einsatztaktik der Feuerwehr?“ der absolute Fachmann.
Holzbau und Holzhäuser sind ja eigentlich kein wirklich neues Thema, ganz im Gegenteil, schon zu Zeiten als Menschen nicht mehr ausschließlich in Höhlen oder unter freiem Himmel hausten, war Holz DER Baustoff. Zwischenzeitlich machte man dann zwar landauf – landab vielerorts die Erfahrung, dass Holz auch einen gravierenden Nachteil hat: es brennt selbst sehr gut und trägt, in großen Mengen verbaut, entscheidend zur Brandausbreitung bei. Noch zu Kaisers bzw. in Bayern Königszeiten wurden deshalb gesetzlich Regelungen erlassen, die Holz nur mehr für wenige Bauteile zuließen. In der Folge nahm unter anderem dadurch die Anzahl der großen Stadtbrände wieder zusehends ab, Feuer konnten nun oft da gelöscht werden, wo sie ausgebrochen waren.
Dass Holz als Baumaterial nun aktuell wieder eine solche Renaissance erlebt, hat sicher viele verschiedene Gründe: Holz ist „in“, es ist ein natürlicher Rohstoff, nachwachsend und dies mindestens klimaneutral, leicht zu verarbeiten, eine einheimische Ressource und vom Wohnklima und vom Wohlfühleffekt her gesehen im Moment ganz besonders hoch im Kurs stehend. Überhaupt nicht geändert hat sich aber die schon angesprochene Eigenschaft von (ungeschütztem) Holz, sehr gut brennbar zu sein.
Bedeutet übersetzt: Auch in einem modernen Holzgebäude heutiger Bauart gilt immer noch: sollte es brennen, ist die Gefahr der Ausbreitung des Feuers und die Gefährdungslage für Bewohner eine ganz andere, als wenn dasselbe Gebäude aus komplett nicht brennbaren Baustoffen errichtet worden wäre. Dass man das nicht pauschalisieren kann und darf, weil Holzhaus nicht gleich Holzhaus ist, war Peter Bachmeier sehr wichtig darzustellen. Andererseits gilt es seinen Erfahrungen nach aber auch festzustellen, dass der Brand in so einem Objekt den Einsatzkräften sehr oft deutlich mehr Probleme macht und ein Vielfaches an Aufwand erfordert, um ihn in Griff zu bekommen und endgültig zu löschen. Daten konkreter Einsatzbeispiele untermauerten diese nicht wirklich verwunderlichen Aussagen, die bei dem einen oder anderen „grünen“ Bauherrn aber anscheinend auch gerne verdrängt und andererseits den Feuerwehren in der Zukunft wieder mehr Arbeit liefern werden.
Ebenfalls von der Berufsfeuerwehr München und der dortigen Abteilung VB, kam der zweite Vortragende, Bachelor of engineering, Johannes Förster. Sein Thema war: „Zusammenspiel von vorbeugendem und abwehrendem Brandschutz“.
Konkret ging es dabei darum, die inzwischen oftmals vorhandenen Maßnahmen und Einrichtungen, die der „VB“ vorgeschlagen und durchgesetzt hat, auch im Ernstfall richtig anzuwenden. Auch außerhalb der Großstadt gibt es nämlich diese geforderten Brandschutztüren, trockenen oder nassen Steigleitungen, Wandhydranten, automatischen Warneinrichtungen, Rauch- und Wärmeabzuganlagen, Sprinkleranlagen usw., diese muss man aber auch richtig nutzen, um als Feuerwehr dann wirklich einen Vorteil daraus ziehen zu können.
Ein echter Einsatzfall in einer Münchner Großklinik bot dem Referenten genügend Stoff um aufzuzeigen, was sich der VB im Vorfeld „ausgedacht“ hatte um den Feuerwehrleuten die Menschenrettung und die Brandbekämpfung zu erleichtern, wie diese davon profitieren konnten und was dafür notwendig ist auch Profit daraus schlagen zu können. Als erfahrener Zugführer im Einsatzdienst kennt Herr Förster beide Seiten der Medaille und konnte den einen oder anderen hilfreichen Hinweis geben, der den Teilnehmern in Zukunft das Leben noch leichter machen wird.
Als nächster Redner trat Mathias Holzbauer, seines Zeichens Kreisbrandinspektor im Landkreis Ebersberg und Fachbereichsleiter des Fachbereichs PSNV (Psychosoziale Notfallversorgung), Seelsorge bei der Feuerwehr, im Bezirksfeuerwehrverband Oberbayern und sogar im Landesfeuerwehrverband Bayern, ans Rednerpult.
Sehr humorvoll aber auch in einfühlsamen Worten berichtete er zunächst von seinen Anfangszeiten bei der Feuerwehr und einem Einsatz, der ihn vor vielen Jahren selber einmal in eine psychische Grenzsituation brachte. Damals konnte er sich den Grund dafür noch nicht erklären. Erst Jahre später wurde ihm im Laufe seiner Ausbildungen richtig bewusst, was die damaligen Ursachen waren. Und da der engagierte Feuerwehrmann im Zivilberuf katholischer Diakon ist, war es schon fast selbstverständlich wie es anschließend weiterging: Er wollte natürlich nicht noch einmal selbst in eine solche Situation kommen, in erster Linie aber wollte er anderen helfen, denen etwas ähnliches passiert.
Prinzipiell kann das z. B. die persönliche Ansprache an den Betroffenen sein. Aber so groß kann das Engagement gar nicht sein, als dass er alleine alle Feuerwehrleute in Bayern betreuen könnte. Deshalb war es ihm ein Anliegen das Symposium zu nutzen und den Anwesenden die psychosoziale Notfallvorsorge näher zu bringen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat Hilfskräften zu helfen denen selbst so etwas passiert ist.
Dazu gehörte unter anderem die Anwesenden darauf zu sensibilisieren, Kameraden in so einer Notlage zu erkennen oder aber auch Mut zu geben, dass man mit so einer Betroffenheit auch dann offen umgeht, wenn man selbst der Betroffene ist. Das ist nicht jedermanns Sache, wer gibt so etwas schon gerne zu? Schließlich handelt es sich vermeintlich um keine echte oder richtige Verletzung sondern „nur“ um eine seelische und die wird dann auch gerne einmal unterschätzt.
Überhaupt nicht spießig, belehrend oder abgehoben, dafür mit anschaulichen Beispielen brachte er mit seiner lockeren Art dieses zugegeben schwierige Thema hervorragend an den Mann. Man erkannte: Als noch immer aktiver Feuerwehrmann weiß er genau, wie es an der Einsatzstelle oder danach im Feuerwehrhaus zugeht und fand einfach die richtigen Worte, was die Teilnehmer auch mit lautem Applaus honorierten.
Nach all den theorielastigen Vorträgen des Vormittags ging es nach dem Mittagessen sozusagen mit einem Paukenschlag weiter. Armin Wiesbeck, Kreisbrandrat des Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm berichtete von der verheerenden Explosion und den Einsatzmaßnahmen der öffentlichen Gefahrenabwehr bei der Firma Bayernoil in Vohburg an der Donau.
Dort war, aus bisher immer noch nicht endgültig geklärten Ursachen am 01. September 2018 gegen 5:11 Uhr früh ein Leck an einer Produktionsanlage entstanden, das austretende Produkt hatte sich entzündet und die anschließende Detonation verwüstete wichtige Teile von Bayerns größter Raffinerie. Es entstand ein Großfeuer im Bereich der Treibstoffproduktion, weitere Anlagenteile waren in Gefahr in Brand zu geraten oder ebenfalls zu explodieren.
Obwohl die Werkfeuerwehr, deren Feuerwache nur wenige Meter von der betroffenen Anlage entfernt lag und durch die Explosion selbst äußerst stark in Mitleidenschaft gezogen war, konnte sie noch erste Maßnahmen einleiten. Ungeachtet eigener Verletzungen setzte die diensthabende Mannschaft noch ein Fahrzeug ein, andere Fahrzeuge waren zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr einsatzfähig, da sie aus der zerstörten Fahrzeughalle gar nicht mehr herausgefahren werden konnten.
Umso wichtiger war es, dass schnellstens Hilfe von außen kam. Einerseits von Werkfeuerwehrkräften anderer Standorte der Firma Bayernoil und von anderen Werkfeuerwehren aus der näheren Umgebung, mit denen es Hilfeleistungsvereinbarungen gibt, sehr viel aber auch von den umliegenden öffentlichen freiwilligen Feuerwehren, deren „Chef“ Armin Wiesbeck ist.
Zusammen mit dem von zu Hause herbeigeeilten Leiter der Werkfeuerwehr, Armin Kappen wurden durch die schnellstens installierte sogenannte örtliche Einsatzleitung Maßnahmen gesetzt, um weitere Explosionen zu vermeiden und wenn doch, dann wenigstens die Auswirkungen zu minimieren. Dazu wurden großräumige Absperrungen errichtet, Teile der nahen Stadt Vohburg evakuiert, natürlich die Brandbekämpfung direkt am Schadensort aufgenommen und das gesamte betroffene Areal nach Verletzten und Toten abgesucht. Gott sei Dank blieb es bei einigen wenigen Verletzten. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man sich die Bilder und Originalvideos des Unglücks ansah, die der Vortragende mitgebracht hatte. Die bis zu 130 m hohen Kamine der Anlagen gaben einen guten Maßstab um die Gewalt der bis zu 150 m in den Nachthimmel schießenden Flammen einzuschätzen. Und wie KBR Wiesbeck zugab, nicht nur das Resultat guter Arbeit der Hilfskräfte, sondern einfach auch vieler glücklicher Umstände.
Auf Grund der Größe des Geschehens und zumindest am Anfang den Unwägbarkeiten, wie es wohl weitergehen würde mit Folgeexplosionen etc., wurde auch der Katastrophenalarm ausgelöst. Die Einsatzleitung lag ab dann bei der Katastrophenschutzbehörde. Wie das alles organisiert wurde, was es alles zu managen gab und wie man für die Zukunft evtl. noch schlagkräftiger werden kann, auch darüber berichtete KBR Wiesbeck. Obwohl aus Sicht des Berchtesgadener Landes die nächste Raffinerie relativ weit weg ist, war auch für die hiesigen Einsatzkräfte der ein oder andere Tip dabei den man auch bei uns brauchen kann wenn es wieder einmal zu einer Großschadenslage kommt.
500 Euro Brandschaden – Gesamtschaden über eine Million! Zahlen, die auf den ersten Blick nicht so aussehen, als gehörten sie zum selben Ereignis. Dennoch ist das aber passiert, gar nicht weit weg, bei einem Feuer im Hochregallager eines Lebensmittelgroßhändlers im Landkreis Traunstein von dem Christof Grundner, Kreisbrandrat dieses Landkreises als abschließender Referent des Symposiums berichtete.
Was war passiert? In einem Hochregallager war es zu einem relativ kleinen Brand weit oben in einem Regal gekommen, der aber unglücklicherweise mit einer starken Rauchentwicklung einherging. Das ist für die Feuerwehren heutzutage keine ungewöhnliche Erfahrung, immer wieder ist festzustellen, dass auch schon sehr kleine Mengen brennenden Kunststoffs, in diesem konkreten Fall die Verpackung verschiedener Lebensmittel, riesige Mengen an giftigem Rauch abgibt. Ist das Feuer dann wie in diesem Fall zunächst schwer zu finden und damit auch erst spät zu löschen, passiert es, dass alles in dem hier riesigen Lagerraum kontaminiert ist und diese Lebensmittel nicht mehr in den Verkehr gebracht werden dürfen, auch wenn vermeintlich nur die Oberfläche der Verpackung verschmutzt scheint. Und das führte dann zu dem Millionenschaden, der Brandschaden, also das was durch das Feuer selbst zerstört wurde lag bei geschätzten 500 Euro…
Kreisbrandrat Christof Grundner zeigte die Probleme auf, mit denen die Feuerwehr hier zu kämpfen hatte. Noch einmal kam auch der vorbeugende Brandschutz zur Sprache, der in diesem Fall nur eingeschränkt hilfreich war. Doch aus Fehlern kann man lernen und das ist auch der Sinn und Zweck solcher Symposien: nicht nur Selbstbeweihräucherung was alles sehr gut funktioniert hat sondern auch Fehler und Missstände aufzuzeigen und daraus zu lernen, wie man es für die Zukunft besser machen könnte.
Text: Walter Niederbauer